BEREITS DIGITALISIERTE MATERIALIEN

 

Neben der Bereitstellung des Verzeichnisses des Archiv Jean-Christophe Ammann werden Unterbestände zu ausgewählten Künstler*innen digitalisiert und online zur Verfügung gestellt. Die Digitalisate werden innerhalb des Verzeichnisses dargestellt. Diese digitale Erfassung steht exemplarisch für die Digitalisierung und Tiefenerschließung weiterer Teilbereiche des Archiv Jean-Christophe Ammann und wird sukzessive fortgeführt.


 

HANNE DARBOVEN

Digitale Dokumente

Der erste Kontakt zwischen Hanne Darboven und Jean-Christophe Ammann lässt sich anhand des Archivs bereits auf 1971 datieren. Zahlreiche Briefe, Einladungskarten, Katalogentwürfe, Zeitungsartikel, Fotografien und Manuskripte belegen den intensiven 30-jährigen Austausch zwischen Künstlerin und Kurator. Gemeinsam realisierten sie zwei Ausstellungen, 1975 im Kunstmuseum Luzern und 1985 in der Kunsthalle Basel. Zur Eröffnung des Museum für Moderne Kunst 1991 baute Ammann den Grundstock der Sammlung mit überlegten Ankäufen aus. Darunter auch Ein Jahrhundert - Johann Wolfgang von Goethe gewidmet (1971-1982) von Darboven, welches heute zu den Highlights der Sammlung zählt. Aufgrund dieser Ausgangssituation wurde das Konvolut der Künstlerin exemplarisch aufgearbeitet. Insgesamt wurden 213 Dokumente digitalisiert, deren Abbildungen online mit ihren Metadaten zugänglich sind.

Hanne Darboven: Ein Jahrhundert - Johann Wolfgang von Goethe gewidmet, 1971-1982, Foto: Axel Schneider © Hanne Darboven Stiftung Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Im digitalen Sammlungskatalog des MMK


GILBERT & GEORGE

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Von dem Künstlerpaar Gilbert & George befinden sich im Archiv rare Künstlerpublikationen sowie Bildmaterialien, die über ihren Dokumentationscharakter hinaus, wertvolle Zugänge zu künstlerischen Reflexionen und Diskursen schaffen. Einen besonderen Stellenwert im Konvolut nehmen 22 Künstlerbriefkarten ein, die im Konntext der Mail Art durch das Engagement von Gilbert & George, Kunst über die engen Grenzen der Kunstwelt hinaus zugänglich zu machen, entstanden sind – ganz getreu ihres Mottos Art for All. Die Zusammenarbeit von Gilbert Prousch und George Passmore begann bereits 1967, als sie sich erstmals auf der St. Martins School of Art begegneten. Seither erweitern sie als Künstlerduo Gilbert & George den Begriff der Skulptur. Sich selbst bezeichnen sie als Living Sculpture (ab 1967), bei der Mensch und Kunstwerk identisch sind und eine Einheit bilden. Ab 1969 entwickelten sie die Postal Sculptures: Sorgfältig produzierte Postsendungen, die sie an zahlreiche Protagonist*innen der Kunstwelt verschickten – innerhalb kurzer Zeit wurden Gilbert & George bekannt. Sie versendeten an über 300 verschiedene Personen gestempelte und signierte Klappkarten mit Statements, Zitaten, Fotografien, Zeichnungen und Mitteilungen. Da sich in ihrer Adressliste auch Jean-Christophe Ammann befand, sind sechs der insgesamt zehn Postal Sculptures in seinem Archiv erhalten. Bevor Ammann 1989 ans MMK kam, hat er bereits zwei Ausstellungen mit dem Künstlerduo durchgeführt. 1972 lud er Gilbert & George als Singing Sculpture ins Kunstmuseum Luzern ein und 1986 wanderte die Ausstellung Pictures 1982 to 1985 unter seiner Leitung in die Kunsthalle Basel.

Materialien aus dem Archiv Jean-Christophe Ammann über Gilbert & George, Foto: Axel Schneider


Martin Kippenberger

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Die Medien, die mit jeder Ausstellung einhergehen wie Einladungskarten, die sie ankündigen, oder Kataloge, die sie dokumentieren, nutzte Martin Kippenberger als selbstreflexives Ausdrucksmittel seiner künstlerischen Strategie. Dabei gingen diese Drucksachen über ihren rein informativen Charakter hinaus: Selten kündigen seine Einladungskarten lediglich das Event an oder dokumentieren seine Kataloge ausschließlich das Vergangene. Aufkleber, Poster und Flyer sind als querbezügliches grafisches Œuvre zu verstehen, in dem sich das Flexible, Kommunikative und Beschleunigte seiner kreativen Praxis verkörpert. Immer mit Bild- und Textvorlage in der Tasche fand Kippenberger in jeder Stadt die Möglichkeit, seine humorvollen und kritischen Drucksachen zu vervielfältigen und in Umlauf zu bringen. Das, was Jean-Christophe Ammann davon erreichte, verwahrte er sorgfältig in seinem Archiv, es regte ihn zu Rückschlüssen auf die Malereien des Künstlers an. In einem später publizierten Typoskript von 1982 schreibt er zu Kippenbergers Malerei: „Als er im vergangenen Jahr begann, die eigenen Bilder selbst zu malen, tat er es aus der klaren Überlegung, mit der Malerei – im übertragenen Sinne – genau so multimedial zu verfahren: statt seine Ideen in Texten und Fotos (oder Fotomontagen) auszudrücken, verwendet er die Malerei als Mittel zum Zweck. Aber nicht nur! Denn Kippi hat erkannt, dass man mit der Malerei nicht beliebig umgehen kann, dass sie genauso erfinderisch verwendet werden muss wie zum Beispiel der Umgang mit Text und Foto.“ (JCA1KIPP044, Blatt 3)

Materialien aus dem Archiv Jean-Christophe Ammann über Martin Kippenberger, Foto: Axel Schneider © Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne


Thomas Ruff

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Zur Eröffnungsausstellung des MMK (06.06.1991–12.01.1992) präsentierte Jean-Christophe Ammann Werke von insgesamt 50 Künstler*innen. Der Schwerpunkt der Sammlung lag zum damaligen Zeitpunkt auf der Kunst der 1960er-Jahre, welchen Ammann auf die Kunst der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre verlagerte. Damit zeigte er erstmals seine Vision einer Frankfurter Sammlung für zeitgenössische Kunst. In der zentralen Halle des MMK, traten die Besucher*innen zu allererst den großformatigen Porträts des damals 33-jährigen Künstlers Thomas Ruff entgegen. Durch die hervorgehobene Positionierung, wurden die Werke von den Besucher*innen wie eine Art „Empfangskomitee“ empfunden. Als Ammann 1995 die kuratorische Leitung für den Deutschen Pavillon auf der 46. Biennale in Venedig übernahm, fiel seine Wahl neben Katharina Fritsch und Martin Honert auf Thomas Ruff. Ammann interessierte sich besonders dafür, dass alle drei Künstler*innen eine Art Rekapitulation ihres eigenen Schaffens vorgenommen haben. Ruff entwickelte für die Biennale auf Grundlage seiner Porträts (1983-1987) eine neue selbstständige Werkgruppe mit dem Titel Andere Porträts (1994-1995), von der sich heute drei Werke in der Sammlung des MMK befinden.

Ausstellungsansicht in der zentralen Halle der Eröffnungsausstellung des Museum für Moderne Kunst (06.06.1991–12.01.1992) mit Porträts von Thomas Ruff, Foto: Rudolf Nagel © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Im digitalen Sammlungskatalog des MMK


Beat Streuli

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Neben Bondi Beach/Paramatta Road (1998) und zwei Werken aus der Serie Sydney/Melbourne (1997-1998) befinden sich fünf weitere großformatige fotografische Arbeiten von Beat Streuli in der MMK-Sammlung, die alle unter der Ägide Ammanns zwischen 1995 und 2001 erworben wurden. Der Austausch zwischen Ammann und Streuli reicht zur allerersten Ausstellung des Künstlers in der Palazzo Kunstgalerie im Jahr 1984 zurück. Ammann hatte damals die Leitung der Kunsthalle Basel inne und verfasste den Einführungstext für die zur Ausstellung erschienene Publikation. Von diesem Zeitpunkt an hielt Streuli Ammann über die Entwicklung in seiner Arbeit auf dem Laufenden. Im Archiv finden sich deshalb zahlreiche Bild- und Textdossiers, die vergangene Ausstellungen dokumentieren oder einen Einblick in die Entstehung einer neuen Serie bieten. Oft verweisen die Objekte auf Streulis Interesse an der Wahrnehmung seiner Werke und dem damit einhergehenden Spielraum seiner Einflussnahme auf die rahmende Rezeptionssituation.

Briefsendung von Beat Streuli an Jean-Christophe Ammann, Düsseldorf 03.03.1988, Anlage: Entwurf einer Fotoserie, Blatt 18 verso / 19 recto, JCA1STRE012, Archiv Jean-Christophe Ammann, Foto: Axel Schneider © Beat Streuli